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"Schichtwechsel": Filigrane Lautsprechermontage statt Kehrmaschine
Fingerfertig drückt Fabian Frehde (Foto re.) die winzigen Filzpolsterstücke um die Kabel eines Fernsehlautsprechers. Stoß auf Stoß, alles sitzt. Tobias Digulla (li.) hat genau zugesehen und tut es ihm nach. „Das ist schon was anderes als Kehrmaschine fahren oder Spielplätze kontrollieren“, sagt der 37-Jährige mit einem Lächeln. „Gar nicht so einfach. Aber ich wollte hier unbedingt mal reinschnuppern.“ Denn im Alltag arbeitet der Mann in der orangefarbenen Arbeitshose nicht im 18-köpfigen Team der Montage 4 in der Matthias-Claudius-Haus-Stiftung im Neubrandslebener Weg. Tobias Digulla verdient sein Geld auf dem Bauhof der Stadt Wanzleben. Und er hat auf die Frage seines Vorarbeiters „Wer möchte zum Schichtwechsel ins Claudiushaus nach Oschersleben?“ spontan gesagt: „Ich!“
Gemeinsam mit sechs Anderen hat er am 10. Oktober für einen Tag „die Schicht getauscht“. Neben der Stadt Wanzleben haben sich auch der Landkreis Börde mit seinem Verwaltungsstandorten Oschersleben und Haldensleben sowie das Unternehmen Ardagh Metal Beverage aus Hermdorf am dritten „Schichtwechsel“ beteiligt. Über das verbindende Thema Arbeit schafft der Aktionstag Raum für neue Perspektiven und hilft, Vorurteile abzubauen. Und natürlich ist das keine Einbahnstraße. „Wir hatten insgesamt neun Werkstattbeschäftigte in den Unternehmen, davon allein fünf bei Ardagh“, berichtet Werkstattleiter Dirk Belling. Bundesweit tauschten am vergangenen Donnerstag mehr als 2400 Werkstattbeschäftigte und rund 1800 Mitarbeitende aus Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes ihre Arbeitsplätze. An einem Tag wie diesem gilt es auch, mit Klischees aufzuräumen. In Sachsen-Anhalt nahmen neun Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) teil.
15.10.2024